Der Bau der Berninabahn
Über den eigentlichen Bau der Berninabahn gibt es nichts besseres als das umfassende Buch "Arbeiter an der Bernina"
Detailbeschrieb siehe Literatur
"Die Geburt einer Bahnlinie"
Fotografische Dokumente über die ersten Jahre der Berninabahn.
Beim Bau der Berninabahn 1906 bis 1910 hatten einige tausend italienische Bauarbeiter wegen der harten Winter und des hohen Gebirges von Anfang an mit schwierigsten Bedingungen zu kämpfen. Die
Bilder, einige von ihnen bisher unveröffentlicht, gehören der Privatsammlung von Luigi Gisep und Olinto Tognina und wurden vom Historischen Verein Puschlav digitalisiert.
Diese sind bei Swissinfo einsehbar
Die Fotos sind auch im oben genannten Buch enthalten.
Gruppenfoto vor einem Tunnel beim Bau der Berninabahn. Man beachte die jungen Gesichter unter den Arbeitern und deren Kleidung.
Diese dokumentarische Foto aus dem Archiv von Luigi Gisep ist heute in den guten Händen der Socieà Storica Valle Poschiavo, www.ssvp.ch
Suche von Fachkräften
In verschiedenen Publikationen sind damals Inserate erschienen, mit welchen die Direktion der BB Personal suchte. Das war damals nicht so einfach, weil insbesondere im Engadin viele Bauten am
Entstehen waren. Ein Kampf also um Arbeitskräfte!
PS: Bauführer sind auch heute (2020) wieder sehr gesucht!
In diesem Inserat sucht die Generalunternehmung A.G. Alb. Buss einen "energischen Bauführer"
Erschienen in der Schweiz. Bauzeitung vom 16. Februar 1907
Hier ist die Direktion der Bernina selbst, welche einen Bahningenieur sucht. Bemerkenswert ist, dass die Direktion ihren Sitz in Brusio hatte.
Erschienen in der Schweiz. Bauzeitung vom 10. Juli 1909
Die Berninabahn ist bereits in Betrieb. Scheinbar gibt es jetzt für 5 Monate Arbeit (Sommer) für einen Bauführer. Die Direktion ist jetzt in Poschiavo stationiert.
Erschienen in der Schweiz. Bauzeitung 17. Juni 1911
Inserateseite in der SBZ vom 10.7.1909
Hier ein Beispiel, wie so eine Inserateseite vor über 100 Jahren aussah. Interessant sind die Produkte, für welche geworben wird.
Mittendrin das obige Inserat der Berninabahn für einen Bahningenieur. Offenbar war das Werbebudget der BB nicht gerade üppig.
Mastentransport
Eine absolute Trouvaille aus der Zeit des Baus der Berninabahn! Es handelt sich um eine Werbepostkarte der "Société d'Eléctricité Alioth, Münchenstein-Lyon" mit dem Titel "Transport des poteaux" - Transport der Masten.
Grossen Dank an Gaudenz Juon für das zur Verfügung stellen dieses zeitgeschichtlichen Dokuments!
Der Absender ist stolz auf seine Masten! So schreibt er:
Lieber Walter!
Hier eine Episode aus der Bauperiode der Bernina-Bahn. Wann geht der Vater mit Euch dort hinauf um diese Masten zu bewundern?
Beste Grüsse + auf frohes Wiedersehen im Sonnenbad.
Dein Schwager Alfred
Hier werden Masten mit Mauleseln transportiert und unzimperlich über den Boden geschleift. Offenbach macht es Spass, auf den Stämmen mitzureiten - und die Füsse bleiben trocken.
Vermutlich in der Nähe der südlichen Staumauer.
Bahnhof Pontresina im Bau!
Das Gebäude steht schon, doch jegliche Bahninfrastruktur fehlt und das Bahnhofgelände ist noch tief eingeschneit.
Im Hintergrund erkennen wir einen Bauernhof oder sonst ein Betriebsgebäude noch in seinem alten Zustand.
Karte aus der Sammlung L. Brüngger
Zeitlich interessante Aufnahme: Wir erkennen die Station Morteratsch als Endstation, weil die Fahrleitung nicht weitergeführt ist. Die beiden Männer können also seelenruhig auf dem Gleis zur Arbeit schreiten. Da ein Triebwagen in der Station steht, ist vielleicht schon die erste Strecke eröffnet (Pontresina - Morteratsch am 1. August 1908 )
Wir haben somit einen Blick auf die erste Brücke. Es ist eine sogenannter "Schwedlerträger", benannt nach dem gleichnamigen Ingenieur. Aus Wikipedia: "Die Diagonalen des sogenannten Schwedlerträgers sollten nur auf Zug beansprucht werden. Deshalb wechselt die Diagonalenrichtung in Brückenmitte, und einige Felder in Brückenmitte haben wegen der veränderlichen Belastung durch Verkehrslasten kreuzweise Doppeldiagonalen."
Die Diagonalen sind bei der vergleichsweise kleinen Brücke hier nur beim vierten Feld ausgeführt und gut auf den nächsten Postkarte erkennbar.
Einmalige Ansicht eines Bauzugs der Berninabahn in Montebello!
Wir erkennen hier die Aufschüttung des Geländes in der Innenkurve, vermutlich mit dem Ausbruch der Felsendurchfahrt auf der anderen Seite des Bahnübergangs.
Ein Triebwagen BCe4 zuckelt mit einem offenen Güterwagen talwärts Richtung Morteratsch.
Ungewohnte Ansicht: Der Bahnübergang bei Berninahäuser noch ohne Fahrleitung. Es können also nur die Dampf-Tramways für den Bau verkehren, siehe nächstes Bild.
Es liegt sogar noch etwas Baumaterial herum, die Weiche ist schon eingebaut.
Die Ansicht stammt aus dem Buch "Vom Inn zur Adda", das 1908 im Verlag Manatschal & Ebner erschienen ist.
Der Ausschnitt zeigt es: In der Kurve kommt eine G 3/3 gedampft.
Der Bau der Bahn ist noch in vollem Gange, da die Fahrleitung noch nicht montiert ist, transportiert eine der Dampfloks (ex Birisigtalbahn) Material zu den Baustellen.
Seltenes Bild:
Berninabahn im Bau. Die Aufnahme ist ziemlich genau dort entstanden, wo sich die heutige Strecke über die Alp Bondo wieder mit der Passstrasse vereint, also kurz vor der heutigen Arlas-Galerie.
Die Fahrleitung steht noch nicht, obwohl die Strecke nach Ospzirio in wenigen Monaten (1.7.1909) eröffnet wird. Das Foto wurde früher gemacht, im März liegt hier und auch auf den umliegenden Bergen viel mehr Schnee.
Solche kleinen "Tramway-Lokomotiven" Typ SLM wurden oft auch auf Baustellen eingesetzt. Beim Bau der Berninabahn kamen die Loks der ehemaligen Birsigt(h)albahn zum Einsatz: G 3/3 1 "Basel" (1887) und 3 "Birsig" (1888). Diese wurden angeblich 1907 und 1909 an die Firma Buss & Cie in Basel verkauft für den Bau der BB.
Weitere Informationen zu diesem Dampfloktyp bei der Birsigthalbahn hier
Eine schöne Winterkarte aus dem frühen St. Moritz.
Die Aufnahme lässt sich zeitlich einfach bestimmen: Das bekannte spätere Hotel Bellaval heisst "Bristol", diesen Namen trägt es ab 1907. Der Bahnhof der Berninabahn ist noch nicht realisiert und das Restaurant Bacchetti (abgebrochten 1907/08) steht noch auf seinem Platz.
Wäre dem scharfen Blick von Jeremy nicht ein wichtiges Detail aufgefallen, wäre es keine besondere Karte, aber.....
....in der Vergrösserung erkennen wir eine Baubahn, die sich auf einer filigranen hölzernen Brücke über den Inn erstreckt!
Entweder ist sie für den Bau des Viadukts der Berninabahn über den Inn bestimmt, oder als Transportbahn für den Charnadüra-Tunnel. Dessen Ausbruch ist jedoch für die Trassee-Schüttung in Richtung Celerina Staz verwendet worden, das sieht man deutlich auf frühen Postkarten von Celerina.
Diese Aufnahme zeigt die untere Stollenmündung des zukünftigen Palütunnels. Das Gelände ist unwahrscheinlich steil und voll mit losem Gestein. Was für Arbeitsbedingungen! Wenn wir heute mit dem Zug durchfahren, sind wir uns dessen gar nicht bewusst.
Quelle: SBZ 1912
Tolle uns äusserst seltene Karte eines Bauzugs der Berninabahn.
Es gibt auf dieser Karte diverse Unregelmässigkeiten. Alle Infos dazu hier
In unmittelbarer Nähe. Zwar nicht so spektakulär wie oben, aber doppelt so interessant:
Wenn man die Karte gut anschaut, fehlt nämlich die Fahrleitung und die Geleise sind noch nicht jene der Berninabahn, sonden die der Baubahn!
Foto aus "Vom Inn zur Adda" (1910) von Manatschal Ebner
Die Vergrösserung zeigts: Der Abstand der Gleisjoche ist verhältnismässig gross und die Trasse erst grob geräumt.
Hier in Campocolgno ist die Berninabahn mit grosser Wahrscheinlichkeit im Bau. In der Vergrösserung meine ich Geländeabtragung zu erkennen, genau in der Bildmitte, die Strecke verläuft dann oberhalb des Hauses am linken Rand.
Wenn das so ist, schreiben wir etwa das Jahr 1906, kurz vor der Inbetriebnahme des Kraftwerks (1907). Das Gebäude der Zentrale steht schon, aber das ist der einfachste Teil der Arbeit....
Die Strecke der Berninabahn von Tirano nach Poschiavo wurde am 1.7.1908 offiziell eröffnet. Da die Aufnahme im Sommer gemacht wurde passt 1906 ziemlich gut. Damals konnte man Bahnanlagen in atemberaubendem Tempo bauen. Die ganze Ansicht findest Du auf der Seite von Campocologno