Plakate der Berninabahn

Das Werben mit Plakaten innerhalb und ausserhalb Graubündens hatte damals einen hohen Stellenwert und trug massgeblich dazu bei, neue Kunden für die Berninastrecke zu begeistern oder bestehende wieder daran zu erinnern.

 

Herbert Paul verfügt über eine riesige Sammlung Schweizer Bahnplakate und hat mir freundlicherweise ein paar Scans zur Verfügung gestellt. Vielen herzlichen Dank!

 

010-050 Sammlung Herbert Paul
010-050 Sammlung Herbert Paul

Hier erkennen wir ein tolles Sujet, das uns von den ganz frühen Postkarten der Berninabahn bekannt ist: Der Triebwagen 5 im Schneekanal, eine Aufnahme vom bekannten Fotografen Albert Steiner.

 

Neu jedoch ist der dazu retouchierte Piz Palü und natürlich der Text, welcher auf günstige Ferien zum Pauschalpreis hinweist. Die Berninabahn "pushte" natürlich den Standort Poschiavo.

 

Skilifte und Luftseilbahnen gab es damals im Berninagebiet noch keine. Meines Wissens waren zu diesem Zeitpunkt erst der Bolgenlift in Davos und der Suvrettalift in St. Moritz in Betrieb.

 

Das Plakat stammt aus dem Winter 1938/39 mit Hinweisen auf die Osterwoche.

 

Zähe Bergführer, teilweise mit Pfeife im Mund, empfehlen sich.

286-010 Eigenverlag Berninabahn
286-010 Eigenverlag Berninabahn

Hier das Original, das für viele Postkarten verwendet wurde. Teilweise mit offener Frontscheibe und Lokführer.

 

Weitere Varianten findest Du hier

010-054 Sammlung Herbert Paul
010-054 Sammlung Herbert Paul

Dies ist ein bekanntes Sujet, welches es in Souvenishops auch heute noch als Blechpostkarte zu kaufen gibt.

 

Eine schöne, nachträglich colorierte Aufnahme der Jochum-Kurve und dem Cambrena-Gletscher im Nachmittagslicht.

 

Leider hat der "Fabrikant" am Leuchttisch die Fluchtlinien der beiden Triebwagen nicht richtig erwischt - vermutlich mangels anderer Vorlage. So wurde diese Doppeltraktion BCe4 einfach auf die Schienen gewürgt. Dabei kamen sowohl die Front des Triebwagens wie auch die Lyrabügel arg unter die Räder...

 

Dass die Grund-Aufnahme aus den ersten Jahren der Bernina stammt erkennen wir am noch hellen Schotter, dem spärlichen Bewuchs des Bahndamms und schliesslich am Felsen, der irgendwann weggesprengt wurde.

 

Mehr Aufnahmen der Jochum-Kurve und weshalb sie so genannt wird, findest Du hier

010-052 Sammlung Herbert Paul
010-052 Sammlung Herbert Paul

Dieses schöne Landschaftsplakat will die Schönheiten des Gebiets um Morteratsch zusammenfassen: Den Piz Bellavista, Piz Bernina und Piz Morteratsch samt dem gleichnamigen Gletscher einerseits, sowie der rauschende Berninabach anderseits.

 

Natürlich ist auch der Maler dem "Morteratsch-Syndrom" ausgeliefert, siehe hier. Deshalb sind die zwei Teile um mindestens 90 Grad verdreht dargestellt.

 

010-051 Sammlung Herbert Paul
010-051 Sammlung Herbert Paul

Stolz steht das ins Bild montierte Bündner Wappentier vor dem Skigebiet der Diavolezza. Ich vermute, dass es sich um das letzte Stück der Abfahrt handelt.

 

Auch hier wird für Skiferien im Berninagebiet geworben, offenbar mit dem Fokus auf dem Standort Poschiavo.

 

Leider sind die im Pauschalpreis inbegriffenen Leistungen nicht lesbar.

010-057 Sammlung Herbert Paul
010-057 Sammlung Herbert Paul

"Volksreisetage" waren mehrere Jahre lang ein spezielles Herbst-Angebot der Rhätischen Bahn und waren von der Bevölkerung hoch geschätzte Gelegenheiten, Reisen im Kanton zu unternehmen. Sie erlaubten eine Fahrt über das ganze Bündner Streckennetz zu einem kleinen Pauschalbetrag von 8 Franken auf bestimmten Zügen.

 

Die Berninabahn bot gemäss dem Plakat eine Vergünstigung an, ebenso die ChA, die MMB, die Chantarella- und Corvigliabahn und auch die FOB. Leider sind die Details nicht lesbar.

 

 

 

Im Internet habe ich einen leider undatierten Reisebericht einer Frau Margo Wolff zu den Volksreisetagen gefunden: "Als meine Schwester hier war, machten wir einen eintägigen Ausflug (Göschenen-Sustenpass-Grimsel-Furka-Rhonegletscher-Göschenen, bei herrlichem Wetter, es war grossartig und gar nicht anstrengend, die Sustenstrasse,die als erste schweizerische Strasse für Autoverkehr gebaut wurde, ist wirklich etwas Ausserordentliches. Dann aber kamen die Volksreisetage auf der Rhätischen Bahn, wo man für 12 Fr. während 2er Tage soviel hin- und herfahren konnte, wie man wollte, so sind wir für 1 Tag nach Davos, wo meine Schwester jemand besuchen musste, und fuhren am anderen weiter über Pontresina mit der Bernina-Bahn nach Alp Grüm und zurück nach St. Moritz, wo wir ein paar Stunden blieben und dann in der Dämmerung heimfuhren. Es war einer jener unbeschreiblichen goldenen Oktobertage, die Berge waren schon wieder frisch beschneit und so sahen die Gletscher nicht so missfarbig grau aus."

010-056 Sammlung Herbert Paul
010-056 Sammlung Herbert Paul

Ein modernes Plakat zum Abschluss - der nigelnagelneue Triebwagen ABe 4/4 44 mit den schönen Messingzierleisten und das Dach noch frei von jeglichen Betriebsspuren ist es einfach wert!

 

Es muss also das Jahr 1964 sein, als der 44er in Betrieb genommen wurde. Heute sind diese robusten Triebwagen leider fast alle verschrottet und nicht mehr im Plandienst.

 

Auch der Schriftzug Poschiavo verdient Beachtung - sehr kreativ, erinnert mich an eine Comic-Serie.