Südrampe Cavaglia - Poschiavo
Von diesem Streckenabschnitt sind nicht so viele Postkarten und Fotos bekannt: Der Zugang ist ja auch schwierig bis unmöglich und die damaligen Fotoausrüstungen nicht im Handy-Format. So sind die meisten Motive der Postkarten-Industrie reduziert auf ein paar bekannte Standorte. Doch trotzdem tauchen von Zeit zu Zeit überraschende Bilder auf - für mich jedes Mal ein Highlight.
Foto einer pittoresken Stelle südlich des Puntalta-Tunnels. Ich brauchte die Hilfe von Profis im Bahnforum (Danke!) um den Standort zu identifizieren.
Heute ist diese Durchfahrt ausgeweitet, damit die neuen Schneefräsen die Stelle gut räumen und passieren können.
Hier die besagte Stelle. Auf dieser Google Earth Aufnahme ist der helle Neuschotterabschnitt gut zu sehen. Ich gehe davon aus, dass bei der Ausweitung der Durchfahrt die Geleise neu verlegt wurden, es liegen dort inzwischen Y-Schwellen.
420-003 Copyright Google
Das talseitige Portal des Val Varuna I Tunnels im Bau. Noch liegen die Baugeleise und viel Felsschutt muss noch weggeräumt werden, bevor der Unterbau und später die Fahrleitung eingebaut werden können.
Eventuell ist ein der Teil der Mauer links noch nicht fertiggemauert. Die drei Jahre spätere Aufnahme, siehe unten, zeigt eine längere Portalmauer.
Val Varuna I ist der erste (von drei) Kehrtunnel bei der Talfahrt von Cavaglia nach Poschiavo. Es liegt noch oberhalb Cadera.
Quelle: SBZ 1912
Tolle Aufnahme aus dem 1. Weltkrieg. Sie stammt aus dem Fotobuch "6. Division 1915", welche Truppen aus verschiedenen Ostschweizer Kantonen umfasste. Es zeigt verschiedene Kompagnien bei ihrer Arbeit. Die Füsilier Kompagnie I/78 ist auf Grenzvorposten und bewacht den Val Varuna I Tunnel.
Deckblatt des Albums hier
Herzlichen Dank an Lorenz Degen!
Die Vergrösserung zeigt acht bis neun Personen, meine ich. Von links nach rechts:
Kaum sichtbar am Rand ein Soldat, fast wie ein Gitarrenspieler. Daneben zwei Armeeangehörige auf Stühlen. Sehr interessant ist der mit zwei weissen Tafeln dastehende Soldat - ob er wohl eine Art Übermittlung damit macht? Von hier aus sind Poschiavo und die andere Talflanke gut sichtbar. Hinter der einen Tafel könnte noch eine Frau (Köchin) in hellem Gewand stehen, davor ein Soldat dem linken Fuss auf dem Geländer. In Bildmitte wischt wohl der sogenannte 'Hamburger' (Dienstjüngster) den Vorplatz. Im Schatten rechts bewacht einer mit umgehängtem Gewehr das Tunnelportal, zusammen mit dem Kollegen neben dem Gleis.
"Poschiavo von Cadera aus" steht auf der Karte. Das Züglein ist ganz klein rechts unten zu erkennen. Gut ist es nicht grösser, sonst würde man die "Fälschung" noch besser erkennen....
Dieser Zug mit den eigenartigen Dachaufbauten hat mehr von den Charakteristiken einer amerikanischen Überlandstrassenbahn als von unserer Berninabahn. "Zug ist doch einfach Zug" wird sich der Retoucheur gesagt haben, und "gelb ist Berninabahn"....
Diese sehr ausgewogene Aufnahme zeigt den Bahnübergang des damaligen Saumpfades Poschiavo - Cavaglia. Diese Rohaufnahme wurde dann weiter verarbeitet - siehe unten.
Es handelt sich um eine sehr frühe Foto, weil die Detailvergrösserung manifestiert, dass der Bahnhof Poschiavo noch nicht lange in Betrieb ist. Die "Ausstattung" ist noch minimal, der Bahnhof steht noch weit ab vom Dorf. Das Restaurant jedoch steht schon.
Was aus obigen "Rohmaterial", dem Glasplattenabzug, entsteht, sieht man an diesem wunderschönen Beispiel: Eine schön kolorierte und mit gutem Schnitt versehene Postkarte! Wir erinnern uns: Zu dieser Zeit gab es noch keine Farbfotografie.
Postkarte aus dem Verlag Wehrli A.-G. Kilchberg-Zürich, gelaufen als Feldpost - und verbotenerweise mit einem Datum versehen! 3. August 1916
Diese Fotostelle hatten also nicht nur die Wehrlis für sich entdeckt, sondern auch die Leute von Engadin Press für ihr Touristenbuch "Die Berninabahn", welches etwa 1912 erschienen ist. Sicher gibt es davon auch eine Postkarte.
Der Triebwagen ist an der fast gleichen Stelle fotografiert wie oben. Er führt einen sehr hübschen Zug an!
Der Fotograf der Engadiner hat wohl an diesem Prachtstag den (bescheidenen) Fahrplan konsultiert. So konnte er mit der genau gleichen Position - zum Glück für uns - einen nordwärts fahrenden Triebwagen mit zwei gedeckten Güterwagen fotografieren.
Ich gehe davon aus, dass diese Aufnahmen während Testfahrten oder gleich bei Inbetriebnahme gemacht wurden. Das Trasse und das Rollmaterial sehen noch so neu aus.
In unmittelbarer Nähe. Zwar nicht so spektakulär wie oben, aber doppelt so interessant:
Wenn man die Karte gut anschaut, fehlt nämlich die Fahrleitung und die Geleise sind noch nicht jene der Berninabahn, sonden die der Baubahn!
Foto aus "Vom Inn zur Adda" (1910) von Manatschal Ebner
Die Vergrösserung zeigts: Der Abstand der Gleisjoche ist verhältnismässig gross und die Trasse erst grob geräumt.
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